Wie erreiche ich mein Gegenüber?

Kommunikationsströme und der richtige Interessenkanal.

Von Jorge Klapproth.

Kommunikation ist ein hoch komplexes Gebilde, das den Menschen über alle Bewusstseinsebenen erreicht. Milliarden von Kommunikationsströmen fließen permanent auf dem Erdball in alle Richtungen. Viele dieser Ströme treffen ungefiltert auf den Menschen, um ihn zu beeinflussen, zu informieren, zu umwerben, zu Taten zu bewegen oder zum Kauf eines bestimmten Produktes zu animieren. Wir sind ständig irgendwelchen Kommunikationsströmen ausgesetzt. Im Büro, zu Hause, beim Autofahren, in der Schule, vor dem Fernsehgerät – kurz immer und überall. Selbst wenn wir alleine sind, lesen wir vielleicht ein Buch, machen uns Gedanken oder unterhalten uns mit uns selber. Auch im Schlaf hört unser Gehirn nicht auf zu funktionieren und produziert weiterhin vermeintlich unsortierte Gedankenströme, die uns als Träume manchmal in Erinnerung kommen.

Diese Informationsflut muss gefiltert und gebündelt werden, wollen wir diesem „Information-overflow“, also dem „zu viel“ an Informationen, das auf uns einströmt, nicht erliegen und geistig zusammenbrechen. Manchmal gelingt dies nicht und die Betroffenen erleiden tatsächlich einen Nervenzusammenbruch, weil vielleicht in diesem Augenblick das gefühlte Stressmoment zu groß ist und der Körper eine geistige Erholung braucht. In solchen Situationen wird dann sozusagen der geistige „Notausschalter“ betätigt, um den Menschen vor noch größerem Schaden zu bewahren.

Wenn aber alles gut funktioniert, besitzen wir Menschen einige Schutzfunktionen. Sie helfen uns, das Wichtige von dem Unwichtigen, das Lebensnotwendige von dem Nicht-so-vitalen und das In-unserem-Interessenbereich-liegende von dem Uninteressanten zu trennen.

Wir alle unterliegen einer subjektiven und selektiven Wahrnehmung unserer Umwelt. Das führt dazu, dass wir nicht alles mit gleicher Intensität wahrnehmen. Wenn ich mich zum Beispiel für ein neues Auto interessiere, sagen wir einen schwarzen Golf, so stelle ich vielleicht wie nie zuvor fest, wie viele schwarze Golf-Fahrzeuge über unsere Straßen brausen. Ein weiteres Beispiel: Wenn Frauen schwanger sind, so achten sie automatisch auf alles in Ihrer Umwelt, was mit kleinen Kindern zusammenhängt. Sie sind auf dieses Thema „programmiert“.

Diese subjektive und selektive Wahrnehmung gilt auch für andere Bereiche, wie z.B. die Stimmung, Veranlagung, Interessensgebiete, Fachwissen, Allgemeinbildung, Geschlecht, kulturelle Herkunft und so weiter. Diese eingebauten Filter helfen uns, die immense Informationsflut zu bändigen und in die richtigen Kanäle zu bringen.

In Gesprächen kommt es nun darauf an, den richtigen Interessenkanal als Zugang zu meinem Gesprächspartner zu finden. Denn, wenn wir den nicht finden und im Filtersystem unseres Gegenübers hängenbleiben, müssen wir uns fragen:

„Warum werde ich nicht verstanden?“

 

 

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